Als einen Beitrag von der Veranstaltung – Begegnungen, die mich berührten – vom 09.11.2017  präsentieren wir Ihnen nun das Gedicht von Lotharius: Die Schlange.

lotharius-autorDie Schlange

Schlange-smile


von Lotharius

Einst waren hier hübsche kleine Gärten, 
die wollte man schließlich anderwärtig verwerten.

Den Pächtern wurde angst und bange, 
denn aus dem Kleinod wollte man machen eine Schlange.

Die Lauben wurden abgerissen, 
das finde ich „total beschissen“, 
denn die Gärtner tun sie sehr vermissen.

Ich finde es „total beknackt“, 
dass Baum für Baum wurde abgehackt.

Auf der kahlen Erde Krumen 
wachsen nie mehr bunte Blumen.

Insekten finden keine Nahrung 
und haben kein Versteck für ihre Paarung.

Direkt über der Autobahn 
fangen Bauherren mit dem Bauen an.

Ich denke: „Die haben doch was an der Latte“, 
denn ein Kran bringt Platte für Platte.

Wenn ich in diese Richtung schau‘, 
wird das wohl ein Plattenbau.

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Doch ich möchte jetzt verbreiten: 
Die „Schlange“ hat auch positive Seiten.

Hier zu wohnen ist recht angenehm, 
weil vieles ist hier sehr bequem.

Ein Supermarkt gleich vor der Tür, 
spricht auch ganz besonders noch dafür.

Auch die Bahnen und Busse in der Nähe, 
ich ganz bestimmt hier nicht verschmähe.

Restaurant und Waschsalon sind nicht „male“, 
sondern „très bon“.

Auch zum Medikamentenkauf, 
braucht man nur einen kurzen Lauf.

Ein Onkel Doktor ist auch da, 
na, das ist doch wunderbar.

Es gibt auch einen Blumengarten, 
ferner ist der Park sehr hübsch geraten.

Neben recht viel frischem Grün, 
sieht man auch noch Rosen blühn´.

Die Kinder können hier schön spielen 
und sich reichlich in vielen Sande siehlen.

Außerdem hat´s nebenan
eine glatte Rutschebahn. 

Schauen die Mütter über ihre Brüste, 
entdecken sie auch noch Klettergerüste.

Und  ferner noch auf jeden Fall, 
kann man hier eifrig spielen mit dem Ball.

Wir brauchen uns nicht aufzuspulen, 
hier existieren sogar Schulen.

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Mieter, verbringt nicht den ganzen Tag im Bett, 
geht doch lieber ´mal zum Internet.

Dort gibt es sogar einen Computer, 
nun, der ist gewiss ein besonders guter.

Frühstücken kann man gut in der Bäckerei, 
mit Käsebrötchen oder auch mit Ei.

Auch den Kaffee und den Kuchen,  
sollte jeder ´mal versuchen.

Wenn ihr dann seid richtig satt, 
so besucht doch einmal die Erzählwerkstatt.

Dort trifft man immer nette Leute,  
nicht nur gestern oder heute, 
sondern annähernd jeden Tag, ‚
was jedes Mitglied sehr gern mag.

Da kann man reden oder malen, 
wer es nicht kann, der macht‘s nach Zahlen.

Leute fühlt euch nicht beklommen, 
denn ihr seid herzlich willkommen.

Fühlt euch überhaupt nicht geniert, ‚
sondern kommt frohen Mutes hereinspaziert.

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Neben anderen schönen Dingen, 
gibt es auch eine Gruppe zum Mitsingen.

Nicht sehr weit von diesem Ort, 
befindet sich ein Saal für Verteidigungssport.

Für Onkel, Tante Nichte, Neffe 
existieren hier Seniorentreffe.

Sogar für der Hunde Po – 
befindet sich hier ein Hunde-Klo.

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Als das „Schlangenhaus“ endlich fertig war,  
bot sich ein 1,5 km langes Gebäude dar.

Man hatte sich das Wagnis zugetraut
und das Hochhaus direkt über der Autobahn gebaut.

Dann kamen sehr viele Architekten, 
die ihre Hälse immerzu in alle Richtungen streckten.

Obwohl der Bau ist schon etwas veraltet, 
werden immer noch Führungen veranstaltet.

Bricht das Haus einmal zusammen, 
sind wir vielleicht bald in Hamburg angekommen. 
Dann kostet uns das Reiseziel überhaupt nicht viel.

Besser eine Gratisautofahrt, 
als, mit dem Rollator dorthin gekarrt.

Es grüßt euch der Rollator Freak mit seinem Schlangentick.

Schlange-smile-linieLotharius (c) 2017 Lothar Reineke, Mieter in der Schlangenbader Straße.

Bearbeitet und veröffentlicht: www.erzaehlwerkstatt-berlin.de/AKolleg e.V./cmd*

 

 

 

Die Schlange – Gedicht und Video von Lotharius